Scharfe Beine per Express

Scharfe Beine per Express

 

 

Ultraschall Kavitation. Klingt irgendwie komisch. Ist aber nichts anderes als eine Fettzellenreduktion mit Ultraschall. Also quasi eine Fettabsaugung ohne Skalpell. Und das klingt jetzt gar nicht mehr komisch, sondern ziemlich begehrenswert. Ein Selbstversuch.

Behandlung Eins.
Können Sie nicht gleich den ganzen Körper machen?“, frage ich die Dame der Beauty Lounge zur Münchner Freiheit. Eine berechtigte Frage, dann wäre ich gleich am ganzen Körper dünner. „Nein, die Ultraschall Kavitation ist nur für kleinere Areale geeignet. Und normalerweise auch nur für eines.“ Gut, dann will ich bitte dünnere Beine. Ich lege mich auf die Liege, meine Oberschenkel werden eingeölt. Noch ist die Behandlung sehr angenehm. 2,5 Stunden soll das alles dauern, ich weiß aber noch nicht so genau, warum. Sechs Behandlungen werde ich insgesamt machen, eine pro Woche, zahle dafür ca. 1000 Euro.

Als nächstes wird mir eine Saugglocke ans Schambein gesetzt. Das klingt zwar schmutzig, ist aber eine ernstzunehmende Lymphdrainage zur Förderung der Verdauung. 20 Minuten saugt sich das kleine Ding an, dann wird es Zeit für die großen Geräte. Der Schallkopf wird heiß, er soll die Fettzellen quasi „schmelzen“. Die medizinische Erklärung ist komplizierter. Ich zitiere: „Während der Behandlung werden die Fettzellen durch den Kavitationseffekt zum Schmelzen gebracht. Das freigesetzte Fett wird zusammen mit den Zellresten durch körpereigene Prozesse abgebaut, indem es langsam absorbiert wird. Jedes Fettmolekül wird in Glyzerin und drei Moleküle freier Fettsäuren umgewandelt. Glycerin ist wasserlöslich, wird durch das Lymphsystem abtransportiert und in Energie umgewandelt. Jene Fettsäuren, die sich in Wasser nicht lösen, werden zunächst an Eiweiße gebunden und in weiterer Folge zur Leber gebracht, wo sie zusammen mit Lipiden aus der Nahrung weiterverarbeitet werden.“ Stellt euch einfach eine heiße Pfanne vor und ich bin das arme Schwein das darin gegrillt wird.

Na gut, zurück zur Behandlung: Die Dame rubbelt zuerst 30 Minuten mein linkes Bein, dann mein rechtes. Ich will euch nicht anlügen, es ist relativ schmerzhaft. Gott sei Dank habe ich nicht auf den ganzen Körper bestanden. Anderthalb Stunden sind inzwischen vergangen. Sind mehr Fettzellen an dem entsprechenden Areal vorhanden, tut es weniger weh. Vielleicht hätte ich mehr essen sollen…

Ich trage inzwischen einen riesigen Raumfahrtanzug. Es ist die zweite Lymphdrainage, er pustet sich auf, er wird wieder kleiner. Sehr entspannend, und nach der vorherigen Behandlung auch dringend nötig. Aber es hat sich gelohnt. Direkt nach dem Aufstehen fühle ich mich bereits dünner. Und man sieht es auch. Zwei Zentimeter habe ich pro Bein an Umfang verloren. Das hat sich ja richtig gelohnt! Aber jetzt kommt der Clou: Wenn ich die vorgeschriebene Diät (keine kurzkettigen Kohlenhydrate, wie z. B. Zucker) nicht drei Tage lang einhalte, kann sich das Fett wieder einniesten. Nein, das wird mir nicht passieren. Voller guter Vorsätze komme ich zurück in die Redaktion.

Anderthalb Tage später.
Kein Kaffee, kein Brot, ich werde wahnsinnig. Diät bereits abgebrochen.

Behandlung Zwei.
Ich habe im Spiegel festgestellt, dass mein rechtes Bein dicker als mein linkes Bein ist. Um das auszugleichen, werden wir heute nur das rechte machen. Damit ich nicht aus dem Gleichgewicht komme. Sehr schön. Wegen meiner eigenen Unzuverlässigkeit (diese verdammte Diät!), ist noch ein Zentimeter an Umfangsverlust pro Bein übrig. Trotzdem ein gutes Resultat. Ich bin zufrieden. Bis das Rubbeln mit dem Schallkopf wieder anfängt. Zum Ablenken denke ich einfach immer wieder „Eine Fettabsaugung kostet 4000 Euro. Und ist noch sehr viel schmerzhafter.“ Und wenn ich ganz ehrlich bin: So schlimm ist das überhaupt nicht. Eigentlich nur warm. Und vielleicht ein bisschen Aua. Aber nur ein bisschen. Für Frauen, die nicht solche Memmen sind, locker auszuhalten. 1,5 Zentimeter sind es dieses Mal. Juchu. Diät, ich komme.

 

Behandlung Drei.
Also, dieses Mal habe ich mich wirklich strikt an alle Vorschriften gehalten und siehe da, es sind immer noch anderthalb Zentimeter pro Bein. Ich war zwar nicht direkt die angenehmste Zeitgenossin für drei Tage, so ganz ohne Kaffee, aber ich bin dünner. Der Versuch, eine Krankschreibung nach der Behandlung zu bekommen, ist leider fehlgeschlagen. Offensichtlich kann man direkt danach normal mit seinem Leben weitermachen. Sagt zumindest mein Chef und die Damen von der Beauty Lounge. Noch ein Vorteil gegenüber der Fettabsaugung. Und dieses Mal sind es sogar 3 Zentimeter weniger. Das motiviert richtig, die kurzkettigen Kohlenstoffe haben keine Chance mehr bei mir!

Behandlung Vier.
Was habe ich mich an die Diät gehalten. Und tatsächlich sind die 3 Zentimeter vom letzten Mal nicht wieder drauf. Aber nach Behandlung Vier: Nichts. Nada. Zip. Rien. Ich habe in 2,5 Stunden keinen einzigen Zentimeter verloren. An keinem Bein. Inzwischen machen wir nämlich wieder beide. Nein, also dann muss ich mich auch nicht an die Diät halten. Frustration macht sich breit, bereits beim Verlassen der Beauty Lounge kaufe ich mir Kaffee und Kuchen. Ich habe keine Lust mehr.

 

Behandlung Fünf.
Frustloch inzwischen dank starker Zuckerzufuhr wieder verlassen. Die letzten zwei Mal will ich richtige Ergebnisse sehen. Und es werden wirklich 3 Zentimeter pro Bein. Na also, geht doch. Alle Lebensmittel, die nicht der Diät entsprechen, habe ich aus meinen Kühlschrank verbannt. Mein Freund findet zwar meine Beine toll, geht aber inzwischen zum Essen zu seinen Eltern. Ist mir egal, ich werde diese drei Zentimeter nicht wieder verlieren. Oh nein, werde ich nicht.

Behandlung Sechs.
Ein letztes Mal rubbeln, ein letztes Mal Hitze, ein letztes Mal der Raumfahreranzug. Vermissen werde ich das nicht. Meine Beine werden vermessen, wie viel Umfang habe ich insgesamt verloren pro Bein? Ich bin richtig nervös, will mich nicht blamieren. Wo ich mich doch beinahe immer an die Diät gehalten habe. Also, mehr oder weniger. Mein Umfeld musste an meinem Kaffee-Entzug leiden, ich durfte kein Brot mehr essen, der Schallkopf war sehr warm, der blöde Raumanzug hat auch keinen Spaß gemacht, es sind jedes Mal 2,5 Stunden gewesen, die ich mit lustigeren Sachen hätte verbringen können… Wenn das alles nichts geholfen hat, dann weiß ich auch nicht.

Zehn Zentimeter.
Ich habe zehn Zentimeter Umfang weniger pro Bein nach nur sechs Behandlungen. Unglaublich. Ich bin mehr als zufrieden. Und eigentlich war alles gar nicht so schlimm. Zehn Zentimeter! Ich bin sprachlos. Besser geht’s nicht. Ich werde mir neue Hosen zulegen müssen, oder noch besser: Ich werde meine Beine überhaupt nicht mehr in Hosen verstecken!

Weitere Informationen zur Ultraschall Kavitation findet ihr unter beauty-lounge.de

Protokoll: Franziska Ecks